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"Schien es einfach. Das wird schon", murmelte ich matt und wagte es nicht meiner Mutter in die Augen zu sehen. Es war ein langer, beschwerlicher Ritt gewesen und mehr als einmal mussten Andrew und ich anhalten, damit ich nicht vom Pferd fiel. So brauchten wir fast zwei Tage um überhaupt erstmal nach Hause zu kommen. Der Stoß vom Pferd hatte mir den Oberarm gebrochen und jetzt lag ich in meinem Schlafzimmer und versuchte allen klar zu machen, dass egal was sie taten es nur eine weitere Zeitverschwendung war und grade versuchte ich ein weiteres Mal gegen den Rat meiner Mutter aufzustehen.
"Sebastian Hastings. Bei allen Göttern, wenn du nicht sofort liegen bleibst, binde ich dich eigenhändig fest", knurrte sie und ich sah das wütende Funkeln in ihren Augen, was zum Teil auch aus Sorge bestand. Kurz wog ich ab, was es schon ausmachte eine weitere Frau in meinem Leben zu verärgern, aber weil sie eigens wegen mir hergekommen war, ließ ich es bleiben und blieb im Bett damit sie meinen Arm betasten konnte. Als Erdwächterin hatte sie Heilfähigkeiten, aber anscheinend war sie nicht in der Lage sie anzuwenden.
"Das kann doch nicht nur von einem Sturz vom Pferd kommen, Bash." Ihre Stirn legte sich in Falten und ich wandte den Blick ab, damit sie meine Lüge nicht durchschaute. Andrew stand mit verschränkten Armen neben dem Türrahmen und betrachtete mich amüsiert. Ja, er fand das wirklich urkomisch, dass ich von einer Frau aufs Kreuz gelegt worden war, wenn er wüsste.
"Wir werden ihn jetzt schienen, aber vorher muss ich ihn richten, damit die Knochenenden nicht falsch zusammenwachsen. Andrew", sagte sie und stand auf, machte meinem Bruder Platz auf dem Bett, damit er mich festhalten konnte. Es war nicht mein erster Bruch, aber er tat weh wie 20 und als sei er direkt mit meinem Arm verbunden. Sie zählte aber noch bevor sie bei eins angekommen war, hob sie meinen Arm an und ich spürte förmlich wie die Knochenstücken knirschend zurück an ihren Platz geschoben wurden. Ein Brüllen entfuhr mir und ich krallte meine Gesunde Hand in Andrews Oberschenkel, der das Gesicht verzog.
Und dann ließ der Schmerz nach und auch der Druck, als meine Mutter lange Holzstäbe mit einem festen Verband an meinem Arm befestigte. Sie ließ mich sitzen und legte mir eine Schlinge um den Hals. "So leid es mir tut, aber das wird eine Weile dauern." Wieso nutzte sie ihre Fähigkeiten nicht? Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, ehe sie sich aufrichtete und mit hängenden Schultern verschwand.
"Dann werde ich wohl allein zum Ratssitz müssen", sagte Andrew, dem die Aussicht gar nicht gefiel. "Zum Teufel damit ich werde mitkommen." Aber er hob nur höhnisch die Augenbraue. "In einer Sänfte? Sollen wir die Stallburschen dich tragen lassen?", fragte er spöttisch und ich verpasste ihm mit meiner rechten einen harten Schlag ehe ich aufstand um zu Cady zu gehen, die im Nebenzimmer lag und sich von ihren Verletzungen erholte.