Es ist unmöglich, sich nicht von dieser Euphorie anstecken zu lassen. Wie er strahlt und mit mir seine Gefühle teilt, sie mich sanft streicheln lässt. Es bewirkt, dass ich sogar atmen kann. Etwas leichter noch als eben. Und es senkt die Schuldgefühle für diesen Moment.
Also lächle ich wirklich, während wir durchs Haus gehen und in unser Zimmer. Aber wieder ertappe ich mich dabei, dass ich ruhiger bin als früher. Auch ich hätte Anweisungen gegeben, aber er tut es. Über mich selbst runzele ich immer mehr die Stirn. Wie sehr habe ich mich zurückgeschraubt... Ist es wirklich das, was ich will? Hat unser Streit und der Unfall dies bewirkt? Dass ich nun zu der werde, die ich nie sein wollte?
Nachdenklich öffne auch im Zimmer meine Stiefel, streife die Lederkorsage ab, damit ich das Leinenhemd ausziehen kann. Beides werfe ich unachtsam aufs Bett und trete ebenfalls zum Schrank.
Die Hose lasse ich an, denn für Ritt wird sie mir Halt geben, denn zwischen den Schenkeln ist extra raues Leder aufgenäht.
"Stimmt. Es ist lange her. Vermutlich sollten wir damit rechnen, dort erstmal gähnende Leere in den Schränken vorzufinden. Aber wir bleiben ja nur eine Nacht. Und ob wir dann unterwegs so nächtigen und Proviant vertilgen ... oder dann dort." Ein frisches Hemd herausgezogen, mit festerem Kragen und Knöpfen, schüttele ich es aus und werfe es mir über. Kaum den Kopf wieder draußen, frage ich: "Aber du bist dir sicher, dass wir keinen Umweg machen?" Die Enden in die Hose gestopft, ziehe ich meinen Zopf aus dem Kragen heraus.