Die Tage vergehen und es kommt mir vor, als habe ich Bash ewig nicht gesehen. Was die Sache mit der Hochzeit nicht einfacher für mich macht. Julie scheint in den Hochzeitsvorbereitungen nun aufzugehen, um sie mir vom Hals zu halten, das habe ich verstanden. Und doch scheint sie Freude daran zu haben.
Nun stehe ich hier vor meinem Spiegel, in dem Kleid, was ich zu unserer ersten Hochzeit getragen habe und kralle meine Hände in den Stoff des Rockes. Ich bin blass, meine Augen haben dunkle Ringe und sind rot. Ich sehe nicht aus, wie eine glückliche Frau oder? Dabei ist alles was ich brauche, meinen Mann, der mir schwört, das alles gut wird. Wir haben es geschafft. Meine Familie steht hinter uns. Wir werden den Rat überzeugen. Julie und Lukas werden sich zurückhalten, bis alles durch ist. Ein großes Opfer. Also wieso ... rast mein Herz so heftig?
Ich laufe rückwärts zum Bett, den Blick noch immer in den Spiegel gerichtet und setze mich auf die Kante.
Was ist, wenn er es dieses Mal ist, der sich zurückzieht? Was ist, wenn er wieder geht? Dann bin ich die Frau, die ihn zweimal geheiratet hat und doch nicht halten kann. Die Verletzung seines letzten Weggangs sitzt noch immer tief und nun ... fühlt es sich an, als sei er wieder so weit weg. Dass wir die Hochzeit verschieben mussten, wegen diesen seltsamen Wetterverhältnissen, die keine Magie lösen konnte, ist das eine. Aber seither ... rennt jeder herum. Vielleicht sollte ich auch wieder jagen gehen. Einfach raus. Einfach weg. Ich will nicht die sein, die vergessen wird, die zurückbleibt.
Ich stehe auf, streife das Kleid ab und trete zu meinem Schrank. Schnell und routiniert ziehe ich meine schwarze Jagdkluft aus Leder an, binde mir mein Haar zu einem Zopf und greife den Bogen und den Köcher die noch immer im Schrank stehen. Es ist ein seltsames Gefühl, meine alten Sachen nun in der Hand zu haben. Das Jagen wird mir sicher helfen den Kopf frei zu bekommen. Sollen sie alle machen wie sie wollen. Ich muss raus hier.
Wie früher, als sei ich 16, steige ich aufs Fensterbrett und springe einfach. Mein Element trägt mich nach unten und lässt mich federleicht aufkommen, ehe ich einfach in den Wald renne.