Während Julie dabei zusah wie sich die Männer um ihren Lord Kommandanten scharten und versuchten ihm beizustehen, ließ sie ihren Blick immer wieder über das Schlachtfeld schweifen. Kaum zu glauben, dass hier eben noch ein wahnsinniges Gemetzel stattgefunden hatte. Mit einem grimmigen Lächeln betrachtete sie das Chaos, während das Feuer in ihren Adern immer noch vor Adrenalin summte.
Aus dem Augenwinkel sah sie zu wie Lucas auf sie zu kam und sie besorgt musterte. Lautlos seufzend drehte sie sich zu ihm um und lächelte schwach. "Alles okay bei dir?", fragte er leise und strich ihr liebevoll eine Haarsträhne aus der blutbeschmierten Stirn. Es war eine kleine, beinahe beiläufige Geste, aber eine die sie verabscheute. Ja...er war ihr Verlobter und ja, unter anderen Umständen würde sie solche Berührungen sicher nicht zurückweisen, aber in ihrem Herzen war kein Platz für solche Banalitäten.
"Wie geht es Bash?", fragte Julie ihrerseits und wandte ihr Gesicht ab, gab vor sich wahnsinnig zu sorgen, nur um ihm keine Antwort geben zu müssen. Sie wusste, dass sie sich abweisend ihm gegenüber verhielt und insgeheim wünschte sie sich sogar, er wäre keine Marionette ihres Vater, aber so wie die Dinge standen, konnte sie solche Dinge nicht zulassen. Und hätte es Vincent nicht gegeben, vielleicht hätte den jungen Mann tatsächlich mögen können.
Vor Vince gab es nur sie selbst und nichts und niemand, mal abgesehen von Dy, hatte sie wirklich interessiert. Jetzt nach ihm war einfach alles...danach...und es war als wäre sie wieder vollkommen allein auf dieser grausamen Welt.
Nur sie war nicht zu 100% allein. Sie hatte Dy...und Dys Leben lag gerade in Trümmern...
Noch bevor Lucas antworten konnte stürmte Julie auf die Männer zu und drängte sich durch das Getümmel hindurch zu Bash, der bewusstlos im Schlamm lag. "Okay, Jungs...wir haben keine Zeit hier dumm rum zu stehen und Däumchen zu drehen. Zwei von euch nehmen ihn und bringen ihn in sein Zelt. Mica...du suchst Dy und sagst ihm wo wir ihn hingebracht haben. Ich brauche kochendes Wasser und ein paar Stoffstreifen um die Wunde zu säubern. Und das möglichst gestern!", kommandierte sie und machte auf dem Absatz kehrt, lief in Richtung der Zelte, dicht gefolgt, von den Männern, die Bash trugen. Sie legten ihn auf sein Bett und Julie begann damit die Lederrüstung mit ihrem Dolch aufzuschneiden.
Nur am Rand bekam sie mit, wie ihr das heiße Wasser und die Tücher gebracht wurden, ehe sie mit ihm allein war. Mittlerweile hatte sie ihn soweit ausgezogen, dass sie freie Sicht auf seine Brust hatte und begann damit die Wunde zu säubern.
"Mach kein Blödsinn, Sebastian...wenn du ihr das Herz brichst indem du stirbst trete ich dir sowasvon in den Arsch", murmelte sie während sie die Ränder der gezackten Wunde abtupfte.